Der Unterschied zwischen Unternehmenswert und Kaufpreis

„Price is what you pay, value is what you get“ (Warren Buffett)


Um die Erwartungen und Ergebnisse einer Unternehmensbewertung richtig einordnen zu können, besteht die Notwendigkeit, die Bedeutung der Begriffe „Preis“ und „Wert“ voneinander abzugrenzen. Werden diese beiden Termini im alltäglichen Sprachgebrauch oft als Synonyme verwendet, ist die Unterscheidung von wesentlicher Bedeutung. Dies ist vor allem auch darin begründet, dass die beiden Größen in der Praxis stark voneinander abweichen können. Die folgende Erklärung zu den Begriffen „Preis“ und „Wert“ bezieht sich zwar auf Unternehmenstransaktionen, ist jedoch auch auf andere Unternehmensbewertungsanlässe anwendbar.

  • Der Preis ist die in Geldeinheiten ausgedrückte Gegenleistung, die vom Käufer an den Verkäufer für ein bestimmtes Unternehmen zu entrichten ist, welcher im Rahmen von Verhandlungen festgelegt wird. Dabei ist der Preis ist ein relativ guter Indikator für den subjektiven Wert, den ein Käufer dem Unternehmen beimisst.

  • Der Wert hingegen ist kein Faktum, sondern vielmehr eine Schätzung über den zukünftigen Nutzen, welcher dem Eigentümer zufließt. Der Nutzen und somit der Wert eines Unternehmens besteht in erster Linie aus dem Barwert der künftigen Nettoausschüttungen des Unternehmens und wird in der Regel über die Discounted Cashflow-Methode ermittelt.

Da für jeden Eigentümer der Nutzen an einem Unternehmen unterschiedlich ist, kann es in der Praxis auch keinen einzig „richtigen“ Unternehmenswert geben. Die Vorstellung über den fairen Wert eines bestimmten Unternehmens kann daher von Käufer zu Käufer, aber auch von Verkäufer zu Käufer sehr unterschiedlich ausfallen. So kann beispielsweise dasselbe Unternehmen für einen Private-Equity Investor mit Liquidationsabsicht und einen Konkurrenten mit M&A-Absichten einen völlig unterschiedlichen Wert aufweisen. Während der PE-Investor in diesem Zusammenhang vermutlich den Liquidationswert als wahren Wert betrachtet, könnte der Konkurrent, der sich Synergieeffekte durch die Akquisition verspricht, einen deutlichen Aufschlag auf den aktuellen Marktwert als den für ihn richtigen Unternehmenswert ansehen.

Auch aufgrund der Prognoseunsicherheit und der unterschiedlichen Erwartungen und Annahmen der Parteien über die Zukunft, ist es faktisch unmöglich einen einzig wahren Unternehmenswert auszuweisen. Daher ist es sinnvoller, eine Bandbreite an möglichen Unternehmenswerten aufzuzeigen, in der sich der faire Wert des Unternehmens befindet. Auch wenn der endgültige Preis von mehreren Faktoren abhängig ist, kann eine ermittelte Bandbreite den Parteien als Verhandlungsbasis dienen. Die folgende Darstellung soll die Unterschiede der verschiedenen Einflussfaktoren auf den Preis und den Unternehmenswert skizzieren.

An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass das Prinzip des Gleichgewichtspreises, der in der Regel aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage resultiert, bei der Preisfindung von Unternehmen nur sehr beschränkt gültig ist. Dies liegt vor allem daran, dass Unternehmen in höchstem Maße heterogene Güter sind, bei denen aufgrund der geringen Anzahl von Anbietern und Nachfragenden kein Marktpreis existiert. Aus diesem Grund lässt sich der Kaufpreis eines Unternehmens meist nur über einen Verhandlungsprozess zwischen Käufer und Verkäufer ermitteln.

Schlussbemerkungen

Der Unternehmenswert und der Kaufpreis sind zwei unterschiedliche, aber eng miteinander verbundene Konzepte, vor allem im Kontext von M&A-Transaktionen. Während der Unternehmenswert auf theoretischen Berechnungen basiert und als Ausgangspunkt für Preisverhandlungen dient, wird der Kaufpreis letztendlich durch eine Vielzahl von Faktoren bestimmt, die über die reine Bewertung hinausgehen. Durch ein umfassendes Verständnis beider Konzepte, der sauberen Anwendung passender Bewertungsmethoden und dem Bewusstsein, welche Faktoren letztendlich den Kaufpreis beeinflussen, können Käufer und Verkäufer fundierte Entscheidungen treffen und faire und erfolgreiche Transaktionen sicherstellen.


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